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Nachgefragt

hintanstellen / hintenanstellen

Die deutsche Sprache verfügt über so manches Wortfragment, das nur in Zusammensetzungen zur Entfaltung kommt: So etwa »hintan«, das sich aus einem älteren »hindan(n)« für »von hier weg« entwickelt hat, aber schon früh als Zusammensetzung aus »hinten« und »an« empfunden wurde. In Verbverbindungen wie hintanbleiben, hintanstehen, hintansetzen, hintanstellen führt der Verbzusatz ein eher verborgenes Schattendasein. Zumal man sich fragt, ob man für z. B. »hintanstellen« nicht ebenso gut »hintenanstellen« schreiben kann.

Frage:
Die dem gehobenen Sprachgebrauch zuzuordnende Formulierung »etwas hintanstellen« liest man nicht so häufig, da sie von manchen vielleicht als etwas angestaubt empfunden wird. Stattdessen wird dann gerne »hintenanstellen« verwendet, wie etwa im folgenden Beispielsatz: Wer Rufbereitschaft hat, stellt sein Privatleben hinten an. Gehe ich richtig in der Annahme, dass es zwar legitim ist, »hintanstellen« durch »hintenanstellen« zu ersetzen, dass aber dann »hintenan« logischerweise zusammengeschrieben werden müsste? Also: Wer Rufbereitschaft hat, stellt sein Privatleben hintenan. Oder gibt es »hintenanstellen« gar nicht, und es kann nur entweder »hintanstellen« oder beispielsweise »zurückstellen« heißen?
Julian von Heyl, korrekturen.de

Antwort:
Es gibt das Verb »hintenanstellen« als Variante zu »hintanstellen«, aber das kürzere Wort wird nach unserer Beobachtung mehr als zehn Mal so häufig verwendet. In jedem Fall muss der adverbiale Bestandteil bei getrennter Wortstellung als Einheit erhalten bleiben: Ich stelle meine Bedenken hintan/hintenan. Anders liegen die Dinge natürlich bei: Nicht vordrängeln, Sie müssen sich hinten anstellen / stellen Sie sich bitte hinten an!
Dr. Werner Scholze-Stubenrecht, Dudenredaktion

Julian von Heyl am 27.10.09 | Kommentare (5) | Visits: 94429

Rubrik Nachgefragt:

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Kommentare

1  Tom S. Fox

Ich habe dieses Wort noch nie gehört oder gelesen.

Geschrieben von Tom S. Fox am 27.10.09 22:50

2  Urmeli

Doch doch. Hintanstellen ist gebräuchlich. Dass es zehn Mal so häufig gebraucht sein soll wie die "Alternative" hintenanstellen, wundert mich ein bisschen, u.U. ist die Beobachtung auch auf gesprochenes Deutsch beschränkt oder schon vor langer Zeit gemacht worden.

Angesichts der ggf. unterschiedlichen Verwendung beider Verben, möchte ich mich für den Beitrag bedanken. Ich werde mich jedenfalls bemühen, das viel hübschere "hintanstellen" auch dort zu schreiben, wo es hin gehört.

Geschrieben von Urmeli am 29.10.09 12:58

3  rrbth

Es gibt das Verb „hintenanstellen“ als Variante zu „hintanstellen“, aber das kürzere Wort wird nach unserer Beobachtung mehr als zehn Mal so häufig verwendet. In jedem Fall muss der adverbiale Bestandteil bei getrennter Wortstellung als Einheit erhalten bleiben: Ich stelle meine Bedenken hintan/hintenan.

Hm, die Beobachtungen der Duden-Redaktion führen manchmal zu seltsamen Ergebnissen.

Allerdings muß ich zugeben, daß in Distanzstellung mir „hintenan“ gar nicht mal soo unmöglich vorkommt, obwohl mir das (glaube ich) noch nie untergekommen ist.

Geschrieben von rrbth am 01.11.09 20:55

4  Alex S

Eine Frage hab ich dann noch:
Angenommen, ich verwende 'hintenanstellen'. Was ist jetzt richtig:
a) die Bedenken müssen hintenangestellt werden
b) die Bedenken müssen hinten angestellt werden
c) die Bedenken müssen hintenan gestellt werden

Meinem Gefühl nach ist a) wohl korrekt. Vielleicht auch c). b) eher nicht, aber das hab ich heute in der Zeitung gelesen...

Geschrieben von Alex S am 05.04.19 11:52

5  Julian von Heyl

@Alex S
Ja, a) ist korrekt. In den Zeitungen liest man es oft falsch.

Geschrieben von Julian von Heyl am 05.04.19 15:51

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