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Sich totzulachen muss nicht tödlich sein

tot_und_tod.jpgMan ist todmüde, aber hat sich totgeärgert; man hat Todfeinde, aber beherrscht die Totschweigetaktik. Die Frage, wann man Komposita mit dem substantivischen Erstglied Tod und wann mit dem adjektivischen Erstglied tot bildet, muss nicht zum Totärgern sein.

Das Adjektiv tot, sprachgeschichtlich zurückgehend auf ein Verb bzw. eine Partizipbildung, wird mit t geschrieben. Das Verb töten und das Substantiv Tote leiten sich von tot ab.

Das Substantiv Tod leitet sich vom Adjektiv tot ab, wird aber mit d geschrieben. Eine Ableitung von Tod ist das Adjektiv tödlich.

In Komposita (zusammengesetzten Wörtern) kann nun das Erstglied entweder vom Adjektiv tot oder vom Substantiv Tod stammen. Dabei kann man folgende Gruppen mit ihren Besonderheiten unterscheiden:

Substantivkomposita mit dem Erstglied Tod
Substantivische Komposita werden dann mit dem Erstglied Tod gebildet, wenn das Kompositum insgesamt verstärkt werden soll und/oder kein unmittelbarer Bezug zu tot besteht.

  • Todfeind, Todsünde, Todkranker, Todgeweihte, Todbett

Substantivkomposita mit dem Erstglied tot
Ist in Substantivkomposita ein starker Bezug zum Adjektiv tot gegeben, dann bilden sie sich mit dem adjektivischen Erstglied tot.

  • Totschlag, Totgeburt, Totgeglaubter, Totgesagter, Totschläger

Auch wenn kein unmittelbarer Bezug vorliegt, können Substantivkomposita mit dem Erstglied tot gebildet werden.

  • Totschweigetaktik (von totschweigen abgeleitet, siehe unten), Totpunkt (technischer Begriff, tot im Sinne von stillstehend), Totgewicht / Totlast (technische Begriffe, tot im Sinne von Eigengewicht ohne Zuladung), Totschlagargument (von totschlagen abgeleitet, siehe unten; hier insgesamt im übertragenen Sinne), Totreife (bestimmter Reifegrad von Getreide, tot im Sinne von zu reif)

Adjektivkomposita mit dem Erstglied Tod
Adjektivische Komposita werden mit dem Erstglied Tod gebildet, das auch hier wieder eine verstärkende Wirkung hat. Viele dieser Wortbildungen sind eher umgangssprachlich.

  • todunglücklich, todmüde, todbereit, todblass, todbleich, todelend, todernst, todkrank, todschick, todsicher, todstill, todtraurig, todbang, todelend, todfeind (von Todfeind in der Wendung jemandem todfeind sein), todwund, todmatt

Auch wenn eine Verkürzung einer Wortgruppe mit dem ursprünglichen Bestandteil Tod vorliegt, verschmilzt diese zu einem Adjektivkompositum mit dem Erstglied Tod.

  • todbringend (den Tod bringend), todgeweiht (dem Tod geweiht)

Verbalkomposita mit dem Erstglied tot
Verbalkomposita werden mit dem Erstglied tot gebildet, wenn ein direkter Bezug zum Adjektiv tot vorliegt.

  • totmachen, totschießen, totspritzen, totstechen, tottrampeln, totstürzen, tottreten, (sich) tottrinken / totsaufen, totbeißen, totsagen, totschlagen

Verben werden auch dann mit diesem Erstglied gebildet, wenn es sich nur im übertragenen Sinne auf tot bezieht. Häufig sind derartige Komposita umgangssprachliche bzw. emotionale Bildungen. Das Glied tot kann dabei entweder nur ein anderes Wort ersetzen (z. B. sehr) oder es ergibt sich ein Verb mit völlig neuer Gesamtbedeutung.

  • totschweigen, totärgern, totarbeiten, totkriegen, totlachen, totlaufen, totweinen, totmalochen, totreden, totreiten

Abgeleitete Erstglieder
Bei angepasster Endung ergibt sich von selbst, ob der Teil eines Kompositums von Tod oder tot stammt.

  • todesmutig, Totenkopf, Tötungsabsicht, Todesanzeige, totenblass (aber: todblass)

Aufgrund der unterschiedlichen Schreibung der auf das gleiche Wort zurückgehenden Begriffe Tod und tot können Ausdrücke mit zwei unterschiedlichen Bedeutungen nebeneinanderstehen: die Tode / die Tote, des Todes / etwas Totes. Außerdem können die Glieder Tod und tot auch in anderen Positionen als der Erststellung vorkommen; dann haben sie meist wörtliche Bedeutung und lassen sich leicht ableiten: mausetot (ganz und gar tot), Freitod (freiwilliger Tod), Scheintote / scheintot (nur scheinbar tot oder im übertragenen Sinne für sehr alt). Der Begriff halb tot (beinahe tot) kann auch zusammengeschrieben werden: halbtot.

Ruwen Schwerin am 20.08.11 | Kommentare (1) | Visits: 32678

Rubrik Sprach|regeln:

Sprache lebt von Regeln – und Regeln sind nicht immer einfach. Doch wenn man einen zweiten Blick riskiert, dann ist es oft gar nicht so schwer, den eigenen Texten ein korrektes Gewand zu geben. Wenn Rechtschreibregeln klar und übersichtlich daherkommen, dann ist mit deren Hilfe der fehlerlose Text meist nicht mehr gar so weit entfernt ...

Kommentare

1  Christoph Ullmann

"Wenn Rechtschreiberegeln... mit deren Hilfe..." Es müsste heissen "mit ihrer Hilfe", da Rechtschreiberegeln Subjekt ist.

Geschrieben von Christoph Ullmann am July 14, 2023 3:09 PM

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