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Kurz erklärt

fragte oder frug

Fragte oder frug er? Die Frage nach der richtigen Vergangenheitsform von »fragen« gehört zu den Klassikern der Orthografielehre. Hier die Antwort in Form eines Sonetts, ebenfalls ein Klassiker.

Der Unverbesserliche

Man fragte mich: »Heißt’s fragte oder frug?«
Ich sagte drauf: »Ich wähle immer fragte,
Da man ja auch statt sagte nicht spräch’ sug,
Was schlecht dem Ohr und Sprachgebrauch behagte.«

Der andre sprach: »Ich werde draus nicht klug,
Man sagt doch auch nicht schlagte oder tragte?«
Ich sprach: »Ausnahmen sind nur schlug und trug;
Doch tug, rug, zug und wug noch keiner wagte.

Nun wird der Zweifel, der bisher Sie nagte
Und plagte – und nicht etwa nug und plug –
Behoben sein, ob richtig frug, ob fragte?«

Der andre sprach: »Sie haben recht«, und schlug
Sich an die Stirn, als ob ihm Licht nun tagte.
»Verzeihen Sie, dass ich so töricht frug.«
Verfasser unbekannt, um 1900

Tatsächlich gilt heute nur die schwache Konjugation von fragen als standardsprachlich: Er / sie / es fragte, hat gefragt. Oft wird an dieser Stelle die These vertreten, dass sich die Form von einem älteren »frug« zum heutigen »fragte« entwickelt habe – nicht selten mit einem lamentierenden Unterton, dass die deutsche Sprache eben immer weiter verarmen würde. Tatsächlich ist aber die Form »fragte« die ältere Form, während die Form »frug« ein aus dem Niederdeutschen stammendes Intermezzo darstellte, gewissermaßen eine »Modeform«, der sich viele Dichter des 19. Jahrhunderts gerne bedienten. Hierbei galt die starke Form »frug« nie ausschließlich, sondern hatte stets den Charakter einer (literarischen) Nebenform, die auch heute noch regionalsprachlich vorkommt.

Julian von Heyl am 14.01.13 | Kommentare (17) | Visits: 25750

Rubrik Kurz erklärt:

Die deutsche Sprache ist gespickt mit Fallstricken. Hier gehen wir auf ausgewählte Problemfälle ein und liefern kurze Erklärungen und Definitionen zu Schreibweise, Grammatik und praktischer Anwendung.

Kommentare

1  eddigeh

Na, dann will ich mal lamentieren. Ich liebe nämlich die starken Verben:

Es frug ein kleiner Vers: „Darf ich nach oben?!“

Und ob es seinem Schöpfer wohl gelänge,
ihn rauszubringen aus dem Versgedränge
„Am Ende wirst du mich dafür noch loben“

„Du frugst?“, sprach da der Dichter. „Dein Bewerben
ist frech, weil andre Verse niemals frugen,
sich keinesfalls so frech wie du betrugen.
Na gut, ich steh nun mal auf starke Verben.“

So kommt es nun, dass jene kleine Zeile
ganz oben steht und keiner soll es wagen
zu sagen, dies sei fieser Versbetrug

Ach, Leser du, das ist ja grad das Geile,
Er fragte nicht. Was soll man dazu sagen?
Ein Hoch auf ihn, weil er es einfach wug!

Geschrieben von eddigeh am 17.10.14 18:33

2  Marco M.

Endlich verstehe ich den Unterschied zwischen frug und fragte.

Korrekturen.dee-eeh ist die einzige Seite,
die ich versteh'. :-)

Geschrieben von Marco M. am 22.02.16 17:01

3  msohni

Interessant!

Als Süddeutscher hatte ich noch nie die Form "frug" gehört oder gelesen, bis ich sie zum ersten Mal in frühen Faksimileabdrucken Karl-May'scher Texte in Zeitschriften der 1880er Jahre sah, wo er ausschließlich "frug" schrieb. Schon 1992, in der sogenannten "Freiburger Ausgabe" der "Reiseerzählungen", ist das dann aber "fragte" geworden.

Geschrieben von msohni am 02.11.17 17:54

4  GertStroh

...jetzt bin ich schlauer.
Ein Freund fragte mich mal wie das denn nun richtig heißt.?
Ich schlagte ihm vor, doch hier mal nachzulesen.

Geschrieben von GertStroh am 04.01.18 00:07

5  Elisabeth Radicke

Ja Dankfür die Info!
So genau kann ich zwar nicht verorten wann oder wo ich 'frug' zum ersten Mal hörte oder las und mir ist so, als ob das schon immer so war, aber für einen Kontext, in den ich Infos zum besseren Merken einordnen kann, bin ich immer dankbar.

Geschrieben von Elisabeth Radicke am 24.07.19 10:32

6  BlankerHans

Als Norddeutscher habe ich auch noch nie "frug" gehört. Bis mich ein Hörbuch im Urlaub zu Tode nervte mit 100 x "frug" in der Story! Danke an korrekturen.de für die Aufklärung.

Geschrieben von BlankerHans am 28.07.19 17:51

7  Guido

..."frug" hörte ich bisher nur von intellektuell minder versorgten Bewohnern des Bergischen Landes...
Ich "fragte" mich jedesmal warum die so reden, das sich jedem normal Sterblichen der Magen umdreht.
Einer sagte es mir:" 'Frug' sagen die Vornehmen. 'Fragte' ist für das niedere Volk."
Und das von einem Wuppertaler....

Na dann....

Geschrieben von Guido am 19.08.19 23:43

8  Freng

Aber: ziehen - ich zog und nicht, ich ziehte :-))

Geschrieben von Freng am 01.10.19 15:41

9  Walter

Ich speche niederländisch,wo man auch 'vroeg' gebraucht für die Vergangenheit.'Frug' erklinkt viel schöner als 'fragte'.
Ich liebe starke Verben. Erinnere sie sich das lied von Rudy schuricke 'fiorentinische Nächte'
.....und ich frug wer sie ist,Raphaela hiess sie.....
Wunderbar doch.

Geschrieben von Walter am 29.11.19 20:23

10  Michaela

Danke:-)
Meine Tochter hat mich heute ausgelacht,als ich "frug"sagte!

Geschrieben von Michaela am 16.04.20 19:05

11  Kappeler Mathias

Ein kurzer Satz im Oberstdorfer Dialekt:
Wenn i sug des miecht i no lug i.
Hochdeutsch:
Wenn ich sagen würde, dass ich das machen würde, würde ich lügen.
Ergebnis:
Der Konjunktiv des Dialekts vereinfacht die Sprache wesentlich.

Geschrieben von Kappeler Mathias am 28.05.20 22:33

12  Rauschebart

Also ich bin erst durch einen Leser meiner Geschichte auf
dieses Verb aufmerksam gemacht worden, bei mir und auch in
meiner Umgebung "frug" man sich und das zu recht, warum nicht
und wenns Karl May schon benutzte, so ist es für einen Sachsen
doch ein muß.

Geschrieben von Rauschebart am 08.04.21 13:30

13  Thomas

Der gemeine Rheinländer würde ja eigentlich niemals auf die Idee kommen, nach "frug" zu fragen. Da heißt es dann: "fraachte" oder "hätt jefrooch". Insofern soll doch jede Region fragen, wie sie will. :-)

Geschrieben von Thomas am 08.05.21 13:33

14  Klaus

"Frug" wird sicherlich nicht nur in meinem Bekanntenkreis zuweilen als ironisch-"vornehme" Vergangenheitsform benutzt, wohl wissend, dass es sich hierbei nicht um die korrekte Form der Beugung - jedenfalls nicht um die zeitgemäße - handelt.

Geschrieben von Klaus am 20.05.21 11:55

15  Katrin

Meine 62jährige Freundin aus Osnabrück benutzt schon immer die Formen "frug" und "buk". Sie empfindet "fragte" und "backte" als falsch.

Geschrieben von Katrin am 20.05.21 15:30

16  Christine Morandin

Lemoncurt:
Meine Lektorin hat aus jedem "fragte" ein "frug" gemacht. Meiner Meinung nach hört sich das Wort sehr merkwürdig an. Im Dudenkorektor gibt es das "frug" nicht. Jetzt Frage ich mich ob ich das so stehen lassen kann.

Geschrieben von Christine Morandin am 25.06.21 06:14

17  Carmen Städler

..... und die Kleine Seele
kam am Himmeltor an und
Gott frug sie,
was war das Schönste in
Deinem Leben?
"Ich wurde geliebt"
antwortete die kleine Seele.

Geschrieben von Carmen Städler am 05.01.22 22:43

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