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Der Beitrag gegen etwas

beitrag_fuer_etwas.jpgEs gibt Ausdrücke, deren Verwendung nicht immer ganz eindeutig bestimmt bzw. festgelegt werden kann. Dazu zählt sicher auch der Ausdruck »einen Beitrag leisten/erbringen«.

Leistet man einen Beitrag immer für etwas? Und wenn ja, wie genau muss dieses gewisse Etwas bestimmt sein? Kann man ihn auch gegen etwas leisten?

Der Beitrag für etwas, das wiederum gegen oder für etwas steht

Völlig eindeutig (und deshalb richtig) ist die Verwendung des genannten Ausdruck in Konstellationen wie den folgenden:

Ich leiste einen Beitrag für den Kampf gegen die Armut auf der Welt.

Ich leiste einen Beitrag für die weltweiten Bemühungen, die Umwelt zu retten.

Ich leiste einen Beitrag für die Bemühungen um den Weltfrieden.

Der Beitrag für etwas

Der Duden nennt folgendes Beispiel:

Einen Beitrag für die Zukunft leisten.

Wenn man den Ausdruck »einen Beitrag leisten« direkt mit einem einzelnen Bezugsbegriff verknüpft, dann handelt es sich um eine (stilistisch nicht immer einwandfreie) Verkürzung. Je genauer der Bezugsbegriff selbst oder durch den Kontext bestimmt ist, desto einwandfreier erscheint die Verkürzung. Im genannten Duden-Beispiel ist das Bezugswort die »Zukunft«. Die kontextuale Bedeutung unterschiedet sich hier stark von der reinen Wortbedeutung, gemeint ist nämlich »das Wohlergehen in der Zukunft«, »die finanzielle Absicherung in der Zukunft« oder etwas Ähnliches. In einem solchen Zusammenhang ist die Verwendung eines verkürzten Bezugsbegriffs nicht zu bemängeln, wenn aus dem Kontext hervorgeht, was gemeint ist. Die kontextbezogene Verkürzung in der Sprache ist ein anerkanntes und häufig verwendetes Instrument.

Mein Beitrag für die Armutsbekämpfung

In diesem Beispiel ist schon der Bezugsbegriff selbst recht bestimmt. Gemeint ist eigentlich ein »Beitrag für den Kampf gegen die Armut«. Auch in einem solchen Fall ist die Verwendung von »einen Beitrag leisten« kaum zu beanstanden, da schon alleine der Bezugsbegriff erläutert, wofür genau der Beitrag geleistet/erbracht wird.

Mein Beitrag für die Rechtschreibung

Schlichte Wörter wie »Rechtschreibung« dagegen sind grundsätzlich erst mal neutral. Die Verwendung des Begriffs »einen Beitrag leisten« mit einem so unbestimmten Bezugswort verlangt einen entsprechend deutlichen Kontext – und müsste wohl selbst dann als nicht einwandfreie stilistische Verkürzung angesehen werden. Man meint ja gerade – und das ist eine wesentliche, unmittelbar relevante Aussage in Bezug auf den Begriff »einen Beitrag leisten« –, dass man für etwas steht/kämpft/ist, von dem man, zusammen mit allen anderen Beiträgen, einen gewissen Erfolg bzw. ein gewisses Ergebnis erwartet. Man kann einen Beitrag für die Vermittlung der richtigen Rechtschreibung im Internet leisten, man kann einen Beitrag für die Bekämpfung der falschen Schreibung in Blogs erbringen – aber wenn man einen Beitrag für die Rechtschreibung erbringt, dann spart man den Kern der Aussage aus. Bei starker kontextualer Einbettung ist die Verwendung einer solchen Verkürzung dagegen durchaus denkbar: Alle an der Rechtschreibreform Beteiligten leisteten einen großen Beitrag für die Rechtschreibung. Gemeint ist dann recht eindeutig: Alle an der Rechtschreibreform Beteiligten leisteten einen großen Beitrag für die Weiterentwicklung/Reformierung der Rechtschreibung.

Der Beitrag gegen etwas

Einen Beitrag gegen etwas kann man jedoch nicht leisten/erbringen. Hier handelt es sich nicht mehr nur um eine Verkürzung, sondern um einen falschen Bezug des Begriffs »einen Beitrag leisten«. Beiträge addieren sich immer zu einem Ganzen. Das Ganze kann zwar gegen etwas sein/stehen, aber der einzelne Beitrag kann das eben nicht. Der Begriff »einen Beitrag leisten/erbringen« ist eindeutig positiv konnotiert, d. h. er hat einen positiv belegten Begriffsinhalt.

Mein Beitrag gegen den Krieg.

Ihr Beitrag gegen die Falschschreibung.

Bei solchen Konstellationen handelt es sich um Verkürzungen, die den Ausdruck »einen Beitrag leisten/erbringen« in einen falschen Kontext stellen. Man meint ja, dass man einen Beitrag für etwas leistet, das sich wiederum für oder gegen etwas stellt bzw. einsetzt. Wenn man das durch den zentralen Ausdruck selbst nicht mehr deutlich werden lässt, dann hilft auch ein deutlicher Kontext nicht. Man kann nicht etwas dagegen beitragen, dass das Wasser auf der Welt immer knapper wird, sondern nur etwas dazu beitragen, dass es dies nicht wird.

Ruwen Schwerin am 13.12.10 | Kommentare (1) | Visits: 19609

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Jeder macht Fehler – wer schreibt, macht Rechtschreibfehler. Meist kein Beinbruch, oft aber bemerkenswert, lehrreich oder einfach lustig. Wer sucht, der findet ...

Kommentare

1  WarumliestdumeinenNamen?

Hallo,

ich finde eine Sache immer wieder ärgerlich, weil umständlich. "Die kontextuale Bedeutung unterschiedet sich hier stark von der reinen Wortbedeutung..."

Warum verwenden Sie denn zuerst Adjektiv + Substantiv einer Sache, welche Sie einer anderen, die Sie bloß mit einem Substantiv beschreiben, gegenüberstellen? Ich finde das verwirrend. Warum sagt man nicht Kontextbedeutung und stellt diese der Wortbedeutung gegenüber? Das Wort gibt es nicht? Aber es gibt gewiss ein rhetorisches Stilmittel, welches unter der Voraussetzung der Unmissverständlichkeit gestattet ein eigenes Wort zu kreieren.

Mir fällt das in vielen Texten auf und würde gerne wissen, warum man so formuliert.

Geschrieben von WarumliestdumeinenNamen? am December 11, 2012 10:59 PM

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